Montag, 24. Juli 2017

Bobbinwork für Einsteiger

Quelle: Gisela Pugni-Spatz


Bobbinwork, oder „Nähen mit dem Unterfaden“, ist eine faszinierende Technik. Mit dieser Technik können Garne, die aufgrund ihrer Stärke nicht durch die Nadel und die Oberfadenspannung der Nähmaschine passen, verarbeitet werden.

Madeira bietet einige dekorative starke Garne, welche perfekt für Bobbinwork geeignet sind. 

Baumwollgarn „Cotona“ No. 4


 

Glanzgarn „Decora“ No. 6 

 

Overlockgarn „Glamour“ No. 8 

 

Silk Garn

 

Häkelgarne wie „Nora“ und „Lamé“

 

Mouliné Sticktwist 

 

Metallic-Handstickgarne: 4, 6, 10, 12, 15, 20 und 25

 
Das Garn wird dabei von Hand auf die Spule aufgewickelt und der Stoff von der Rückseite bestickt, so dass das Garn später auf der Vorderseite erscheint. Damit lassen sich markante, dekorative Stickereien auf Jeans, Leinen und selbst auf Seidenorganza ausführen.

Die Technik

Damit starkes Garn mit der Nähmaschine verarbeitet werden kann, muss die Unterfadenspannung gelockert werden. Da jeder Nähmaschinentyp ein eigenes Spulensystem hat, muss man zuerst wissen, wie die Unterfadenspannung gelöst werden kann. Orientieren Sie sich diesbezüglich am Benutzerhandbuch Ihrer Nähmaschine, oder erkundigen Sie sich bei Ihrem Nähmaschinenhändler. 

Viele Maschinen verfügen über spezielle Unterfadenkapseln (auch Cordonnetkapseln genannt), welche extra für die Bobbinworktechnik entwickelt worden sind.
Wir empfehlen, sich unbedingt eine solche spezielle Kapsel zu kaufen. Falls es diese für Ihre Maschine nicht gibt, können Sie auch eine 2. Standard-Spulenkapsel verwenden. Kennzeichnen Sie die 2. Kapsel dann mit einem Punkt aus Nagellack oder einem wasserfesten Stift. Mit der Spannung dieser Kapsel können Sie nun „spielen“, und die Spannung der ersten Kapsel bleibt wie sie ist.
Mittlerweile gibt es auch Maschinen mit eingebauten Kapseln, an denen die Spannung mit einem speziellen Tool direkt gelockert werden kann (8er Serie Bernina).


Bei Nähmaschinen mit herausnehmbaren Spulenkapseln muss die an der Kapsel befindliche Schraube mit Hilfe eines Schraubenziehers gelöst werden, d.h. im Gegenuhrzeigersinn aufgedreht werden.
Achtung! Beim erstmaligen Aufdrehen der Schraube am besten über einer kleinen Schachtel oder einem Schachteldeckel arbeiten. Wird die Schraube zu sehr gelöst, kann sie abfallen und leicht auf dem Boden verloren gehen. Vor dem Lösen der Schraube sollte man auch testen wie normales Nähgarn durchläuft. Genauso soll nachher auch das stärkere Garn durchlaufen. Das starke Garn wird dann von Hand auf die Spule gewickelt; dabei den Garnanfang am besten durch eine Öffnung der Spule von innen nach außen schieben, und mit der linken Hand festhalten. Das Garn wird nun möglichst gleichmäßig auf die Spule gewickelt, aber dabei sollte die Spule nicht überfüllt werden. Dies kann ansonsten zu einem erschwerten Ablaufen der Spule führen. Nach dem Aufwickeln den überstehenden Garnanfang ebenfalls abschneiden. Mein Tipp: einige Maschinen lassen zu, dass man das Garn an der Maschine aufspulen kann. Dazu unbedingt vorher die Spulgeschwindigkeit reduzieren.


Als Oberfaden kann farblich zum Unterfaden passendes oder kontrastierendes Nähgarn, oder auch Maschinenstickgarn verwendet werden. Der Oberfaden legt sich über den Unterfaden und ist später als „Überwendlingsstich“ sichtbar. Will man möglichst wenig vom Unterfaden sehen, wählt man am besten transparentes Nähgarn. Die Stichlänge sollte zwischen 3 und 3,5 liegen. Die Oberfadenspannung muss eventuell etwas erhöht werden. Als Nähfuß sollte man den offenen Applikationsfuß oder einen Stopfuss mit versenktem Transporteur einsetzen, falls man freihand arbeiten möchte. Vor dem Nähen sollte unbedingt an einem Probestück die richtige Spannung getestet werden: ist die Unterfadenspannung zu locker, wirft das Garn Schlingen



Ist sie zu fest, wird der Stoff zusammengezogen. Nur wenn sie richtig ist, legt sich das Garn glatt und straff auf den Stoff.

Wollen Sie gerne ausprobieren?


Material:


  • Verschiedene starke Garne wie oben beschrieben.
  • Nähgarn „Aerofil“, farblich passend oder nach Wunsch kontrastierend zum starken Garn, eventuell auch Metallic-Maschinenstickgarn oder transparentes Nähgarn „Monofil“ No. 60
  • Stoffe wie Leinen, Baumwolle, Jeans oder auch Seidenorganza
  • Stabilisatoren wie „Cotton Soft“, „Cotton Stable“ oder wasserlösliches Vlies „Avalon Ultra“
  • Sprühzeitkleber
  • Rocailles-Perlen
  • Kopierpapier
  • spezielle Bobbinworkkapsel oder 2. Standard-Spulenkapsel
  • eventuell 1 spitze Sticknadel sowie 1 Perlennadel oder 1 feine Nähnadel
  • 1 Bleistift
  • 1 wasserfester Stift

Motiv hier herunterladen

Quelle: Gisela Pugni-Spatz


 So geht es!


1. Motiv übertragen

Bei festen Stoffen kann das Motiv mit Hilfe von Kopierpapier direkt auf die linke Stoffseite übertragen werden. Dabei sollte jedoch beachtet werden, dass das Motiv nachher auf der Stoffvorderseite spiegelbildlich erscheint! Bei weniger festen Stoffen wird das Motiv zuerst von der Vorlage mit Bleistift auf Stickvlies (z.B. „Cotton Soft“) übertragen. Dann wird das Stickvlies mit ein wenig Sprühzeitkleber an der gewünschten Stelle auf die linke Stoffseite aufgeklebt. Das Stickvlies ist nun Stickvorlage und Stabilisator zugleich. Auch hier ist das Motiv nachher auf der Vorderseite spiegelbildlich zu sehen. Bei dehnbaren Stoffen verwendet man am besten ein aufbügelbares Stickvlies (z.B. „Cotton Stable“), damit der Stoff während des Stickens nicht verzogen wird. Bei transparenten Stoffen wie Seidenorganza wird das Motiv am besten auf Avalon Ultra übertragen. Avalon Ultra ist ein wasserlösliches und speziell starkes Vlies, auf dem ohne Stickrahmen gestickt werden kann. Nach dem Besticken wird es in handwarmem Wasser rückstandslos auflöst.

2. Nähen

Zuerst mit dem Nachnähen der Kontur beginnen, dabei nach einigen Stichen den Unterfaden nach oben bringen, damit er nicht übernäht und damit zu kurz zum Vernähen wird. Hierzu kann man evtl. eine spitze Sticknadel zu Hilfe nehmen, falls der Unterfaden sich nicht durch den Stoff ziehen lässt. Dann mit einer mittleren Nähgeschwindigkeit nähen. Nach dem Nähen der Kontur die Fläche mit zu den Konturen parallelen Linien füllen. Nach dem Besticken des gesamten Motives den Garnanfang und das –ende auf die Rückseite ziehen/stechen, verknoten und vernähen.

Tipp: Wenn Sie in der Blütenmitte mit Nähen beginnen und enden, und den Garnanfang und das Garnende lang genug stehen lassen, können Sie damit in der Blütenmitte Knötchenstiche arbeiten:

Quelle: Gisela Pugni-Spatz


Die Blütenmitte kann aber auch nur mit Perlen verziert werden:

Quelle: Gisela Pugni-Spatz


Mit ein wenig Übung gelingen schnell tolle plastische Effekte. Probieren Sie es einfach aus!

Tipp: Mit der Bobbinworktechnik kann man natürlich auch die Zierstiche der Nähmaschine benutzen. Am besten eignen sich großzügige Stichmuster, die nicht zu oft in dieselbe Stelle stechen. Falls möglich kann man auch die Stichlänge und –breite erhöhen. Einfach testen und Spaß haben! 



Wem diese Technik gefällt, kann man mit ein wenig Übung fantastische Effekte erzielen und tolle Unikate schaffen. Unsere Designerin Gisela Pugni Spatz, eine Expertin im Bereich Bobbinwork, hat diese Jacke hier komplett in Bobbinworktechnik gearbeitet. Sagenhaft, nicht wahr? 

Quelle: Gisela Pugni-Spatz


Schaut Euch diese feine Bluse an! Gemacht mit dem oben gezeigten Motiv.

Quelle: Gisela Pugni-Spatz


Oder dieses Täschchen...

Quelle: Gisela Pugni-Spatz

Wir sind fasziniert davon, wie unterschiedlich das gleiche Motiv wirken kann!

Unsere Teamkollegin Silvia Maria aus der Designabteilung hat Freude daran, MixMedia-Kunstwerke in der Bobbinworktechnik zu erstellen. Hier kann man einen kleinen Wandbehang sehen:

Quelle: Silvia Maria Wunderle

Haben wir Sie neugierig gemacht? Probieren Sie es einfach aus! Über Bilder via Email oder bei Facebook oder Instagram mit  dem Hashtag #madeiragarne würden wir uns freuen!


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